Peters Karolinger-Charakter erzählt etwas über sich:
Ich bin Hruotland Almaring1 und ich komme aus Bretbah an der Uuida. Meine Familie ruft mich meist Ruto. Ich bin ein Franke, und darauf bin ich sehr stolz. Mein Vater hat einen großen Fronhof mit drei unfreien Familien sowie sieben Familien von Zinsbauern2. Doch auch wir müssen Abgaben leisten – der Zehnt geht an die Pfarrei Liebfrauen in Confluentes, und, da wir zum Engeris gowe gehören, gehen die Abgaben für unseren König und sein Reich an den Grafen in Angar.
Ich bin auch verheiratet, aber darüber bin ich gar nicht glücklich, denn mein Weib gefällt mir so überhaupt nicht und sie hat ein schreckliches Wesen und zankt und schimpft immer nur. Sie heißt Godeleva, aber da ich selten bei ihr liege, haben wir auch keine Kinder. Ich muss mir mal überlegen, wie ich sie wieder loswerde und ein besseres Weib finde. Oder ob ich mir nebenher ein Kebsweib zulegen kann, wenn ich eine schöne Hörige finde. Das mit meinem Weib war auch so eine Sache, in die mich mein Vater gezwungen hatte. Schon mit 16 Jahren musste ich sie heiraten, weil sie die einzige Tochter eines reichen Grundherren aus unserer Gegend ist. Ich selbst wurde übrigens sechzehn Jahre, nachdem Karl zum König geworden war, geboren.
Mit meinem Vater Almar verbindet mich ein ständiger Konflikt. Meine Mutter Hedwig will zwar, dass wir nicht miteinander streiten, aber sie kann nix gegen meinen Vater ausrichten. Er will ständig etwas von mir, zum Beispiel dass ich die Unfreien antreibe und die Laten anweise, wenn größere Arbeiten bei uns am Hof zu erledigen sind. Aber ich gehe lieber auf die Jagd in dem Wäldchen, das meinem Vater gehört. Da nehme ich gerne Ketill mit, der ein gedungener Knecht auf unserem Hof ist. Oder ich treffe mich mit meinen Freunden aus der Nachbarschaft und wir üben das Kämpfen. Überhaupt das Kämpfen... Ich durfte erst ein Mal mit Karls Heer ziehen, aber das war das großartigste Erlebnis, das ich je hatte. Mein Vater musste einen berittenen Krieger für die Heerschau stellen, und er meinte, dass ich eh für nichts anderes tauge – ich sollte halt ziehen. Vielleicht dachte er, wenn ich falle, dann kann mein Bruder Albert den Hof später übernehmen. Er ist viel folgsamer und fleißiger als ich. Ansonsten würde nämlich später ich unseren Haupthof erben, und mein Bruder würde die Hälfte unseres Landes erhalten und müsste sich einen eigenen Hof bauen. Außerdem habe ich noch eine Schwester Oda, die zwischen Albert und mir liegt. Sie wurde schon verheiratet und lebt jetzt in der Nähe von Colonia. Sie mochte ich eigentlich immer sehr gerne und finde es schade, dass ich sie jetzt so selten sehe.
Aber gelegentlich reisen wir nach Colonia zum Markt, und dann besuchen wir sie auch. Auch Bunna und Confluentes liegen nicht weit weg, so dass wir von Zeit zu Zeit dort zum Markt reisen. Mein Vater kennt auch die Vögte der Königspfalzen dort ganz gut und geht immer gerne bei diesen vorbei, um sich mit ihnen zu unterhalten. Sie wissen oft Neuigkeiten und wie es um das Reich steht. Auch wenn der König in diesen Pfalzen Station macht, reisen wir gelegentlich dorthin und mein Vater redet mit Leuten aus Karls Gefolge. So erfahren wir manchmal frühzeitig von neuen Plänen des Königs, die er später in Gesetze fasst.
Karl führte auch persönlich unseren Feldzug gegen die Sorben oder irgendwelche andere Wenden an, bei dem ich dabei sein durfte. Ich sah König Karl leider nur aus der Ferne, weil unser Gau ziemlich weit hinten im Tross zog und auf einer Flanke kämpfte. Die Kämpfe waren spannend, aber nicht so richtig gefährlich, weil wir in der Überzahl waren. Dennoch starben auch in meiner Hundertschaft ein paar Krieger, aber ich musste mich echt nach vorne drängeln, um überhaupt einen der Feinde vor meine Lanze zu kriegen. Eine schöne Brünne und einen Helm habe ich übrigens auch, das hatte mir mein Vater mitgegeben – und ein Schwert. Ich nenne es Halbsaxe, weil ich damit eigentlich gerne Sachsen halbieren würde (aber ich hatte dazu noch keine Gelegenheit). Und ein Ross hatte ich auch dabei, während viele andere aus unserem Gau alles zu Fuß laufen mussten.
Ketill, unser Knecht, ist ein Nordmann. Er nahm alsSöldner auf einem der Sachsenfeldzüge unseres Königs Karl teil3, wo er meinen Vater traf. Da gerade ein unfreier Knecht verstorben war, warb mein Vater ihn an. Er hat mir seine Sprache beigebracht, und mit dieser können wir uns nun unterhalten, ohne dass jemand anderes etwas versteht. Das mache ich auch manchmal, wenn wir Besuch kriegen oder auf Besuch sind und viel Bier und Met (oder am liebsten Metbier!) aus den Vorräten fließt. Auch an den häufigen Feiertagen trinken wir mit den anderen im Dorf sehr gerne und sehr viel. Auf unserem Hof haben wir zwei Rösser, die aber normalerweise nicht für den Krieg da sind, sondern für die Jagd und unsere Reisen. Außerdem haben wir noch zwei Ochsen zum Ziehen der Wagen und der Pflüge, ein paar langweilige Kühe, die die meiste Zeit auf der Weide stehen, Schweine, die die meiste Zeit im Wald weiden, Schafe, Hühner, und einen Hund. Eigentlich gefällt’s mir bei uns daheim schon ziemlich gut, wenn nicht ständig mein Vater und mein Weib an mir rummeckern würden. Aber Herumreisen und der Krieg sind auch gut.