Living History (LH) hat eigentlich sehr viel gemein mit Histo-LARP (HL). Dennoch sind es scheinbar (noch) zwei fast komplett unterschiedliche Communities, was ich schade finde.

 

Links: Originalfund eines Ulfberht-Schwertes; mittig: LH-Schwert; rechts: mein Histo-LARP-Schwert von Wyvern
(links: [Schwert 2 Ulfberht, Wolfgang Sauber, CC-BY-SA-4.0]; mittig: [Bild von Pixabay, Rahul Singh, Pixabay-Lizenz]; rechtes Teilbild ist von mir; die drei Teilbilder wurden von mir zusammengefügt und das gesamte Bild steht unter CC-BY-SA-4.0)

 

Hier gibt es ein wirklich tolles Video zu der verschiedenen Formen der Geschichtsdarstellung (und auch Pseudo-Geschichtsdarstellung), der damit möglichen Faszination für die Geschichte und dem Nutzen von dem Ganzen für die Geschichtswissenschaft.

Natürlich gibt es bei HL eine große Spannbreite, was Authentizitätsansprüche angeht, aber das ist wohl bei LH so ähnlich. Hier ist ein ganz interessanter Artikel dazu: https://www.teilzeithelden.de/2020/02/02/interview-das-geschichtsfenster-geschichte-zum-anfassen/ (in dem Artikel geht es übrigens um Andrej Pfeiffer-Perkuhn, der LARPer ist und mit seinem Vlog Geschichtsfenster auch bei LH'lern anerkannt ist). Bei jedem einzelnen Darsteller entwickeln sich ohnehin die eigenen Ansprüche an die Authentizität mit der Zeit ständig weiter. Mein Cousin, der Wikinger-LH’ler ist, erzählte mir, dass er es am Anfang seines Hobbys noch nicht so genau mit der Authentizität einiger Dinge nahm, aber deshalb im Laufe der Jahre ständig Stücke aus dieser Ausrüstung der ersten Jahre aussortieren musste. So hatte er anfangs sichtbare maschinengenähte Nähte an seinen Kleidern, später nur noch Maschinennähten an versteckten Stellen und schließlich alles handgenäht. Mit der Zeit wuchs auch sein Wissen über authentische Materialien, Farben und Techniken, so dass er immer mal wieder bei dem ein oder anderen Ausrüstungsgegenstand erkannte, dass er nicht authentisch ist.

Wenn man es auf den Kern zusammendampft, dann ist der Unterschied zwischen LH und HL eigentlich nur das Ziel (anderen Menschen die betroffene Zeit nahebringen versus selbst in diese Zeit eintauchen) und die Methode (sachliche Darstellung versus immersives Rollenspiel). Dies ist z.B. auch die Ansicht im sehr von mir geschätzten Blog von Tribur (http://www.tribur.de/blog/2014/01/08/zur-wahrnehmung-von-reenactment-living-history-szene-und-co/). Eine klare Trennung zwischen den beiden Welten gibt es also nicht und der Übergang ist fließend. Manche haben vielleicht auch im Freilichtmuseum oder speziell bei Reenactment-Events und -Schlachten viel Spaß daran, in die Rolle der Händlerin, des Knechts oder des Kriegers zu schlüpfen, und manche HL'ler wären vielleicht auch für Darstellungen für interessierte Laien im Museum zu haben. Aber dennoch gibt es aktuell irgendwie noch einen Spalt zwischen den beiden Welten. Ich habe das Gefühl, dass dabei die LH'ler eher auf die HL'er herunterblicken. Woran das liegt? Vielleicht weil LH'ler die HL'er einfach in den Topf der LARPer werfen und ihnen die Ernsthaftigkeit absprechen ("die machen bloß Fantasy!")? Oder weil sie Rollenspiel und das immersive Eintauchen in eine vergangene Zeit als lächerlich und Kinderkram abtun (bzw. sich davor fürchten, dass andere dies so abtun könnten und es deshalb nicht wagen)? Nachdem wir Karolinger schon sowohl mit der LH-Gruppe Hiwisca wie auch mit der HL-Gruppe Das Große Heer unterwegs gewesen sind, finde ich jedenfalls, dass sich diese beiden bei ihren Authentizitäts-Ansprüchen praktisch nicht unterscheiden.

 

 


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