Bevölkerung
Die Franken1entstanden als Zusammenschluss mehrerer kleinerer germanischer Stämme im 2. - 3. Jahrhundert (Usipeter, Brukterer etc.). Sie bestanden aus den beiden großen Gruppen der salischen Franken (Salfranken) im Norden und der Rheinfranken/Ripuariern im Süden (teilweise werden dazu noch die Moselfranken als eigenständiger dritter Teilstamm genannt, nachdem sie sich von den Ripuariern abgespalten hatten). Beide Gruppen zogen (süd-) westwärts und drangen in vormals römisch besiedeltes Gebiet ein, wo sich damals ein buntes Gemisch aus (wenigen) verbliebenen Römern, romanisierten Galliern (d.h. Kelten) und romanisierten Germanen befand (s.u.). Die Kernlande der Franken lagen entlang des Rheins und der Mosel. Ein beträchtlicher Teil (insbesondere die Salfranken) zog aber auch nach Belgien und Gallien. Die Hessen / Chatten wurden gegen Ende des 5 Jahrhunderts in den Frankenstamm eingegliedert. Sie konnten aber noch eine gewisse Autonomie bewahren, weshalb der Stammesname auch bis heute erhalten ist (im Gegensatz zu z.B. Usipeter und Brukterer).
Während die (früheren) Merowinger (und Salfranken) ihren Schwerpunkt stark in Neustrien, d.h. im heutigen Frankreich (u.a. in der Île-de-France) hatten, waren die (rheinfränkischen) Karolinger viel mehr in Austrien/Austrasien (Rheinland, heutiges BeNeLux und Ostfrankreich) verwurzelt (das sieht man auch an den Hauptpfalzen von Karl d.Gr., siehe http://www.navigator-allgemeinwissen.de/die-wichtigsten-fragen-und-antworten-zur-weltgeschichte/fruehes-mittelalter/karolinger/karl-der-grosse-reichsstrukturen/1237-welche-pfalzen-hat-karl-der-grosse-vorwiegend-besucht.html).
(Übrigens haben die salischen Franken nichts mit den Salier-Königen zu tun).
Ich muss hier aber klarstellen, dass ich mich nur mit dem germanischen Bevölkerungsanteil der Franken beschäftige. Das Frankenreich, insbesondere Neustrien und auch Teile von Austrien, hatten hingegen eine gallorömische Bevölkerung - viele waren ursprünglich Kelten, die in den langen Jahrhunderten der römischen Besatzung durchgreifend romanisiert worden waren (so dass fast keine Wörter keltischen Ursprungs mehr existierten), plus aus dem ganzen römischen Reich (über Jahrhunderte) "zugezogene" Bevölkerung (teils römische Soldaten, die vor Ort blieben) plus einige romanisierte Germanen. Diese Sprachen eine vom Vulgärlatein stammende romanische Volkssprache - das Altfranzösische. Diese galloromanische Bevölkerung waren auch Franken, aber sie hatte neben einer anderen Sprache auch eine andere Kultur als die germanischen Franken. Dass das Zusammenleben nicht immer so reibungslos verlief, kann man z.B. im Bericht über einen germanisch-fränkischen Adeligen Reginarius nachlesen, der alle Romanischsprachen hasste (also so eine Art Ausländer- bzw. sogar Inländerhass)2. Hier gibt's einen netten Artikel3, wie sehr die Sprache ein Volk innen bindet und von anderen Völkern trennt.
Weitere Infos:
Sprache
Altfränkisch4teilt sich in drei Hauptzweige auf: westfränkisch, niederfränkisch und mittel-/rheinfränkisch. Westfränkisch wurde von der kleinen fränkischen Elite gesprochen, die im westlichen Teil des Reiches lebte (heutiges Frankreich) und über die vorhandene gallo-romanische Bevölkerung herrschte, deren Vulgärlatein später zum Altfranzösischen wurde. Diese Elite wurde im Laufe der Jahrhunderte assimiliert, und das Westfränkische starb aus5. Übrigens gehörten sowohl der bekannte karolingische Ritter Hruotland/Roland wie auch die Vorfahren der französischen Könige zum westfränkischen Adel. Allerdings hinterließ diese fränkisch-germanische Führungsschicht auch einige Wörter im heutigen Französisch, die sehr häufig das Kriegswesen und die Landwirtschaft betreffen, z.B. la guerre (Krieg - von altfränkisch werra), le jardin (Garten - von gardo - siehe hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Frankish_language und https://en.wikipedia.org/wiki/Old_French - in letzterem ist übrigens auch eine interessante Aussage drin, warum Latein in unseren heutigen Schulen zu seltsam ausgesprochen wird, obwohl das komplett unauthentisch ist). Bei den anderen beiden Sprachzweigen6 waren die Franken vermutlich die Mehrheitsbevölkerung, so dass stattdessen während und nach der fränkischen Landnahme die ortsansässige eroberte Bevölkerung assimiliert wurde. Es gab aber wohl in alten römischen Hochburgen (z.B. in Trier) noch Jahrhunderte lang eine romanisch sprechende Bevölkerung, bevor auch diese assimiliert wurde (siehe https://de.m.wikipedia.org/wiki/Moselromanische_Sprache). Das Niederfränkische war mehr oder weniger die Sprache der Salfranken, aus der sich später das Niederländische entwickelte; es gehört zum Niederdeutschen. Aus dem Mittelfränkischen (welches Mitteldeutsch ist) entwickelten sich die Dialekte im mittleren Rheinland (Köln, Aachen, Mosel), aus dem Rheinfränkischen Rheinhessisch, Pfälzisch und Hessisch. (Vorsicht: auf die Rheinfranken (siehe Bevölkerung) geht nicht nur das Rheinfränkische sondern auch das Mittelfränkische zurück - kompliziert, oder?). Weiterhin gibt es noch ost- und südfränkische Dialekte, die zum Oberdeutschen gehören. Diese sind eine Mischung von fränkischen, thüringischen, bairischen und alemannischen Einflüssen, als Siedler dieser Stämme in die Gebiete des heutigen Franken (Bundesland Bayern) zogen bzw. sich dort und in Nordbaden vermischten. Auch der "fränkische Anteil" des Ost- und Südfränkischen stammt also eigentlich von den ursprünglichen Rheinfranken.
Mittel- und Oberdeutsch bilden zusammen das Hochdeutsche, das im Gegensatz zum Niederfränkischen und Niederdeutschen (das vom Altsächsischen abstammt) steht. Althochdeutsch umfasst somit auch die meisten Varietäten des Altfränkischen (nicht aber das (Alt-) Niederfränkische und das Altsächsische). Selbst wenn Mittelfränkisch und Niederfränkisch heutzutage sehr viel trennt, so gibt es auch verbindendes, was im Niederdeutschen so nicht vorhanden ist: die Vorsilbe „ge-„ ist fränkischen Ursprungs, z.B. beim Partizip Perfekt („gegangen“ - siehe auch hier und hier).
Auch interessant ist auch die Aussprache des Altfränkischen / Althochdeutschen7 - beispielsweise dass bis ca. 830 "th" noch als stimmhaftes englisches th wie in "the" ausgesprochen wurde und anschließend meist zu d wurde. Und das R wurde früher ausschließlich mit der Zungenspitze gerollt.
Wechselseitige Verständlichkeit germanischer Sprachen im Frühmittelalter
Jetzt kommt ein kleiner Exkurs über die gegenseitige Verständlichkeit der verschiedenen germanischen Sprachen im Frühmittelalter: Die germanischen Stämme und Sprachen kann man grob unterteilen in West-, Nord- und Ostgermanische Sprachen, und etwas feiner in Weser-Rhein-Germanisch, Nordseegermanisch, Elbgermanisch (alles drei westgermanisch), Norgermanisch und Oder-Weichsel-Germanisch (= ostgermanisch). Die Franken (incl. Hessen) gehören zu den Weser-Rhein-Germanen, die Sachsen, Friesen und (englischen) Angeln/Sachsen/Jüten zu den Nordseegermanen, die Alamannen (wahrscheinlich identisch mit den Sueben), Thüringer, Bajuwaren und Langobarden zu den Elbgermanen. Die Westgermanen konnten sich gegenseitig wohl einigermaßen verstehen, da damals die 2. germanische ("deutsche") Lautverschiebung noch recht frisch bzw. noch nicht komplett vollzogen war. Die Unterschiede zwischen den westgermanischen Sprachen kann man sich in etwa vorstellen wie der Unterschied zwischen einem heutigen bayerischen und einem pfälzer Dialekt8 (siehe auch hier9). Der Unterschied war aber noch nicht so krass wie zwischen heutigem Oberbayerisch und Plattdeutsch, weil sich die Dialekte in den letzten 1200 Jahren noch stärker auseinander entwickelten. Die damaligen Baiern/Bajuwaren konnten sich auch ganz gut mit den Langobarden in Norditalien unterhalten. Altenglisch war übrigens noch sehr nahe am Altniederdeutschen und (weniger nahe) auch Althochdeutschen dran - die Romanismen ("Chair" statt "Stool") gab es noch nicht und die Aussprache war in etwa so, wie englisch geschrieben wird (z.B. "knee" --> Aussprache "Knee" statt "Nii") - die heftige englische Lautverschiebung erfolgte erst im 15. Jahrhundert (Quelle). Übrigens wurde 786 das Wort "theodisc" (→ "deutsch") zum ersten Mal für das Angelsächsische - nicht für das Deutsche - zur Bezeichnung der (germanischen) Volkssprache verwendet (Kap. 1.2.4.510). Der Begriff wurde aber schon 788 auf der Reichsversammlung der Franken, Baiern, Langobarden und Sachsen für die gemeinsame Sprache aller dieser Westgermanen verwendet.
Die Unterschiede zu den Norgermanen waren schon stärker. Ursprünglich kamen alle nordgermanischen Stämme und Sprachen von der skandinavischen Halbinsel. Der Stamm der Dänen lebte früher noch in Schonen (Südschweden), was die heutige nahe Verwandtschaft zum Schwedischen und Norwegischen erklärt. Um das Jahr 500 vertrieben oder eroberten sie die (nordseegermanischen) Jüten und Angeln von den dänischen Inseln und Jütland. Aber auch die Nordgermanen konnten sich mit etwas größerer Mühe mit den Westgermanen unterhalten - vielleicht passt hier der Vergleich zwischen einem Oberbayern und einem Plattdeutsch-Sprecher. Insofern konnten die Wikinger, die um 800 von den Franken als "See-Gauten" bezeichnet wurden, sich vermutlich mit den Opfern ihrer Überfälle unterhalten11.
Übrigens wurde die englische Grammatik vermutlich so "primitiv", weil lange Zeit in England westgermanisch-sprechende Angelsachsen und norgermanisch sprechende Dänen (die einen Teil Englands erobert hatten) miteinander lebten. Beide besaßen unterschiedliche Flexionen (Deklination/Konjugation), und um sich besser zu verstehen, ließen sie einfach die Endungen weg (dazu gibt's auch einen überlieferten Text, wo ein Nordengländer in Südengland ein Ei kaufen wollte ("egg"), aber die Bauersfrau ihn für einen Romanen hielt, weil sie ihn nicht verstand (dort hieß es "ey") - siehe hier). Laut dieser Theorie ist Englisch eine Kreolsprache. Dieser Artikel bespricht den Einfluss der nordischen Sprache auf das Altenglische: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/ang-2017-0028/html.
Der Begriff Deutsch entstand ab der Zeit Karls des Großen (z.B. Synode von Tours) allmählich aus "theodisc" (Sprache des Volkes "zum Volk gehörig", s.o., wobei germ. "Þeudo" Volk bedeutet - der erste Buchstabe ist ein Thorn und wird wie engl. stimmhaftes "th" in z.B. "the" ausgesprochen). In Unterscheidung dazu sprach man von den Nachbarvölkern als "Engle" (Angelsachsen, die widerum die Festlandsachsen als "Altsachsen" bezeichneten), "Welsche" ( [romanisierte] Kelten und Romanen), "Wenden" (Slawen) und "See-Gauten" (Wikinger).
Zu den Ostgermanen gehören die Visigothi (Westgoten) und Ostrogothi (Ostgoten), die im Laufe ihrer Karriere in Südwestfrankreich und Spanien bzw. in Italien landeten, und die Burgunder, die - wie man ahnt - in Burgund endeten (nach teilweiser Vernichtung sowie Zwangsumsiedelung durch die Römer nach begangenem Verrat). Insofern hatten die Franken auch mit diesen Völkern Kontakt. Wie gut sie sich verstanden, weiß ich aber nicht. Die Vandalen gehörten übrigens auch zu den Ostgermanen.
Fundstücke
Hier habe ich ein paar interessante Seiten verlinkt, die sich mit der altfränkischen Sprache befassen:
- Sehr empfehlenswert: die alte (inzwischen gelöschte) Wiki-Seite12
- Hier gibt es ein Wörterbuch mit altdeutschen (alt-niederfränkischen und alt-hochdeutschen) Begriffen: http://www.koeblergerhard.de/wikiling/?f=adt
- Zur gegenseitigen Verständlichkeit germanischer Sprachen: https://www.geschichtsforum.de/thema/seit-wann-brauchen-germanen-einen-dolmetscher.18204/page-2
- Nettes Terra X-Video, wo es auch um gegenseitige Verständlichkeit der "deutschen" Stämme um 950 n.Chr. geht: https://www.youtube.com/watch?v=CbBaiXvuOig&t=905s
- Man kann sich auch einfach mal ansehen, wie viel heutige Westgermanisch-Sprecher (Deutsch / Friesisch) vom Altenglischen verstehen (und zwar die schwierige Aufgabe, einen einzelnen Satz fast komplett ohne Kontextinformationen zu verstehen): https://www.youtube.com/watch?v=Ve7JLIYnuD0
- Aussprache des Althochdeutschen mit lustigen Textbeispielen: https://www.youtube.com/watch?v=ETxZf8fhRn0. U.a. wird dort auch der Satz "Klein ist die Klugheit bei den Welschen. Sie haben mehr Dummheit als Klugheit" (aus den Kasseler Glossen) auf Althochdeutsch ausgesprochen.
- Schön ist auch ein Vergleich des Vaterunser in verschiedenen frühmittelalterlichen Dialekten (z.B. Althochdeutsch und Altnordisch - bitte den ganzen Quatsch mit (modernem) Ripuarisch, Kölsch und Bambergisch einfach ignorieren): https://de.wikipedia.org/wiki/Sprachvergleich_anhand_des_Vaterunsers#Vergleichstabelle_germanischer_Sprachen
- Eine Sammlung von althochdeutschen Dichtungen: https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch/artikel/althochdeutsche-dichtungen#
- Welche Siedler zogen aus dem fränkischen Kernland (am Rhein oder westlich davon) nach Ostfranken und wo wird dort welches Fränkisch gesprochen: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Fr%C3%A4nkische_Dialekte
- Welche Siedler zogen nach Ostfranken und wo wird dort welches Fränkisch gesprochen: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Fr%C3%A4nkische_Dialekte
Und hier noch ein paar interessante Einzelinformationen zur altfränkischen und althochdeutschen Sprache:
- Um das Jahr 800 wurde als Anrede überwiegend "Du" verwendet, ggf. gegenüber Würdenträgern auch "Ihr" https://de.wikipedia.org/wiki/Pronominale_Anredeform
- Im Mittelalter lautete eine übliche Grußformel: „Ich grüße Dich/Euch“ http://www.mittelalterforum.com/index.php/Thread/9731-Begr%C3%BC%C3%9Fung-Art-und-Gru%C3%9Fformeln-im-Mittelalter/
- Altes Fränkisch hatte einige Gemeinsamkeiten mit dem Lateinischen (nicht durch Übernahme, sondern weil beide dem Indoeuropäischen entstammen): beide ließen häufig die Personalpronomina weg ("gehst" statt "du gehst") und verwendeten in der Regel keine Artikel ("Haus" statt "das Haus" oder "ein Haus"). Als im Althochdeutschen viele Deklinationen verschwanden bzw. spezifische Endungen der Deklinationen und Konjugationen weg- oder zusammenfielen, mussten vermehrt Personalpronomina und Artikel verwendet werden (Kap. 2.513). Der bestimmte Artikel wurde dann aus dem Demonstrativum ("das Haus" im Sinne von "dieses Haus) und der unbestimmte aus den Numeralen gebildet ("ein Haus" wie man abzählt "ein, zwei, drei Häuser") Kap. 1.2.4.214. Übrigens wurde dann später im Nordgermanischen (Schwedisch, Norwegisch, Dänisch) der bestimmte Artikel an das Substantiv angehängt: ein Tag = en dag, der Tag = dagen.
- Im Althochdeutschen wurde nicht nur "ich bin", sondern auch "ich gen", "ich sten" und "ich tun" gesagt - wie heutzutage noch im Moselfränkischen: https://www.youtube.com/watch?v=ErVQm_Bh0pU
- Das Zahlwort "zwei" wurde früher nach Genus dekliniert: m/w/s "zween / zwo / zwei". Tatsächlich lernte noch meine 1940 an der Mittelmosel geborene Mutter, so zu sprechen. Interessanter Artikel dazu auch: https://blogs.taz.de/schroederkalender/2007/04/12/die-zween-die-zwo-und-die-zwae/
- The language spoken by Charlemagne was probably the dialect that later developed into the Ripuarian Franconian dialect (https://en.wikipedia.org/wiki/Frankish_language)
- Futur wurde zuerst mit dem Hilfsverb "sollen" (scal), z.T. auch mit "wollen" gebildet: "ih scal/wil lesan"), was heutzutage ja noch im Englischen und auch im Norgermanischen so ist.
- Die Germanen (und auch die Franken) besaßen einen w-Laut wie das heutige englische W. Da es dafür kein lateinisches Schriftzeichen gab, stellten die frühmittelalterlichen Schreiber es als uu ("double-u") oder das neue Zeichen "w" dar (franz. "double-v") - oder auch als Mischformen wie "Wu" in "Wuodan" (Kap. 2.215).
- Stimmhaftes "s" gab es nicht sondern nur stimmloses "s" (Kap. 2.3 in Quelle16).
- Der Umlaut ü wurde im Althochdeutschen teilweise als y geschrieben (wie im Nordgermanischen), z.B. Sünde als syntia bzw. synta (im 9. Jhdt) https://www.germanistik.uni-mainz.de/files/2015/03/Nuebling-2013-Umlautvergleich.pdf; oder es wurde einfach als u geschrieben und später mit einem darübergestellten e, das sich im Laufe der Zeit zu den beiden ü-Pünktchen entwickelte: https://www.youtube.com/watch?v=LCxdx6CEQTw
- Dafür besaßenaber auch die Franken sowohl stimmlose wie auch stimmhafte th-Laute wie im heutigen Englisch (teilweise durch eigene Zeichen dargestellt wie im heutigen Isländisch "Þ" und "Ð", teils umschrieben durch th und dh).
- Etwas gewöhnungsbedürftig könnte sein, dass der im Altfränkischen häufig vorhandene Anlaut "Ch" oder "H" wie in "Chlodwig" (= Ludwig), "Chlothar" etc. tatsächlich ausgesprochen wurde und zwar oft als "ach"-Laut (Kap. 2.215). Nur im Anlaut vor Vokalen wurde er als "h"-Laut ausgesprochen (z.B. in Hildigart)
- Interessant auch, wie germanische Worte auch in urchristliche Beziehungen eindrangen: In meiner Heimat um Trier herum (katholische Gegend), hieß um 1980 herum der männliche Taufpate der "Päter" und die weibliche Taupatin die "God" oder "Godi". Interessanterweise stammt "Päter" vom lateinischen "Patrinus" (väterlich) ab, während "God(i)" vom germanischen (altangelsächsischen?) "Godmoder" (Mutter in Gott) bzw. "Gota" (Frau mit einer religiösen Funktion) abstammt, siehe https://www.dwds.de/wb/dwb/gote und https://www.heinrich-tischner.de/22-sp/9sp-ecke/artikel/200/2008/08-01-15.htm
- Im Moselfränkischen gab es auch ca. 600-800 n.Chr. die Aussprache "allet", später wurde es zu „alles“
Geschichte vor den Franken:
- Genanalyse noch vor der Einwanderung der Indoeuropäer https://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/1312/1312.6639.pdf
- ==> Fig. 4: Nordeuropäer (Germanen + Kelten + Slawen + Finnen) bilden einen Cluster, Südeuropäer (incl. Bulgaren) einen anderen, Sarden wieder ganz woanders. Damit wird auch ==> Fig. 2 besser lesbar
- Ein paar interessante Fakten zur Vor-Indoermanischen Sprache, Fluss- und Ortsnamen und Bevölkerung: https://titus.uni-frankfurt.de/igmedien/archiv/vennem01.htm
- Es gibt eine Theorie, dass die Franken (oder zumindest Teile davon) von vorhistorisch einer ursprünglich nicht-germanischen Bevölkerung abstammen, die im Laufe der Zeit germanisiert wurden, aber trotzdem noch ein paar nicht-germanische (sprachliche und kulturelle) Eigenheiten behielten - dem Nordwestblock: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nordwestblock
- Auch die historischen Völker im später von Franken besiedelten Land, z.B. die Treverer in der Gegend um Trier, sind nicht eindeutig den Kelten oder den Germanen zuzuschreiben. Es könnte sich also um Mischvölker aus beidem handeln, ggf. mit einer (z.B. keltischen) Herrschaftsschicht und (mehr oder weniger germanischen) Bevölkerung: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/tz/article/view/56035
- Siehe dazu auch weitere Stämme mit kelto-germanischer Mischbevölkerung: https://de.wikipedia.org/wiki/Aduatuker; https://de.wikipedia.org/wiki/Caeroser; https://de.m.wikipedia.org/wiki/Condruser; https://de.wikipedia.org/wiki/Eburonen; https://de.wikipedia.org/wiki/Menapier; https://de.wikipedia.org/wiki/Nervier; https://de.wikipedia.org/wiki/Paemanen; https://de.wikipedia.org/wiki/Treverer; https://de.m.wikipedia.org/wiki/Tungerer; https://de.wikipedia.org/wiki/Turonen_(gallisches_Volk) (es gibt wohl auch ggf. kelto-germanisches Volk namens Turonen); https://de.wikipedia.org/wiki/Vangionen sowie allgemein alle Stämmen der Belger: https://de.wikipedia.org/wiki/Belger
- Weiterhin wird in folgendem Artikel argumentiert, dass es nicht die Situation einer fränkischen Herrschaftsschicht über einer galloromanischen Mehrheitsbevölkerung gab: https://www.dh-lehre.gwi.uni-muenchen.de/?p=64015&lv=9&v=8. Stattdessen hätte es ein zweisprachig (germanisch-romanisches) Grenzland zwischen dem (vormals) Römischen Reich und den freien germanischen Stämmen gegeben - dementsprechend entlang des Limes/Rheins. Ich interpretiere das so, dass es eben nicht zwei Volksgruppen (Germanen und Gallorömer) im selben Gebiet gegeben hat, sondern dass es sich um eine mehr oder weniger homogene Bevölkerung (nicht in zwei Volksgruppen aufteilbar) gehandelt hat. Allerdings stellt sich mir die Frage, warum eine (homogene) Bevölkerung überhaupt zweisprachig sein sollte (eine Sprache reicht innerhalb dieser Bevölkerung ja aus) und ob es dafür schon historische Beispiele gegeben hat. Dennoch ist der Artikel interessant, weil er zeigt, dass den Germanen zugeschriebene kulturelle Eigenschaften (z.B. Reihengräber) insbesondere in diesem gemischten Grenzland vorkommen.
- Interessant in diesem Zusammenhang ist auch ein ähnlicher Herrschaftswechsel, der nur kurz zuvor in einem ähnlichen Umfeld begann: die angelsächsische Eroberung und Besiedlung von Großbritannien (an der übrigens auch Franken beteiligt waren). Dazu werden in folgendem Artikel interessante Theorien diskutiert: https://en.m.wikipedia.org/wiki/Anglo-Saxon_settlement_of_Britain, z.B. dass die neuen germanischen Siedler die ansäßigen Gallorömer mit Gewalt vertrieben und teilweise sogar massakrierten.
Und Infos zu den Angelsachsen, bei denen es viele Parallelitäten zur Staatsbildung des Frankenreiches gab (aber natürlich auch große Unterschiede):
- Sehr interessanter und ausführlicher Artikel über die Ursprünge der heutigen englischen Bevölkerung und die Eroberung dieser Gebiete durch Angeln, Sachsen, Jüten, Friesen und Franken: https://eldaring.de/2005/12/21/die-angeln-und-der-ursprung-der-englaender/ Aber die gelieferten Informationen mit Vorsicht genießen, denn ein paar der dort genannten Theorien (z.B. über die Anzahl eingewanderter Individuuen) sind inzwischen durch Genanalysen widerlegt.
- ⎗ Wikipedia-Franken : https://de.wikipedia.org/wiki/Franken_(Volk)
- ⎗ Rädle-Transfers_Latein : Fiedel Rädle: "Transfers in der lateinischen Literatur von der Spätantike bis zum 11. Jahrhundert"
Aus den Miracula Sancti Goaris des Wandalbert von Prüm - ⎗ Haubrichs-Sprache_Identität : Haubrichs, Wolfgang. (2011). Ethnizität zwischen Differenz und Identität. Sprache als Instrument der Kommunikation und der Gruppenbildung im frühen Mittelalter. Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik. 164. 10-38. 10.1007/BF03379973.
- ⎗ Wikipedia-Altfränkische-Sprache : Der folgende Link führt zu einer alten Wikipedia-Seite, die mittlerweile stark zusammengestutzt wurde. Der Grund ist scheinbar, dass die Ausführungen von dem Autor nicht belegt werden konnten. Die Angaben sind deshalb mit Vorsicht zu genießen, aber ich finde sie trotzdem interessant – insbesondere das Hörbeispiel zum altfränkischen Vaterunser ganz unten https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Altfr%C3%A4nkische_Sprache&stableid=178596097
- ⎗ Ende des Westfränkischen : angeblich sprach die Oberschicht und die höheren Beamten im Westen des Frankenreiches noch bis ca. 850 Westfränkisch als Zweitsprache und es starb (auch im Alltag der ursprünglich fränkischen Einwanderer in diesem Westteil) erst im 10. Jahrhundert aus, siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Frankish_language
- ⎗ Wikipedia-Fränkische-Sprachen : https://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%A4nkische_Sprachen
- ⎗ Wikipedia-Althochdeutsch-Aussprache : https://de.m.wikipedia.org/wiki/Althochdeutsche_Sprache#Aussprache
- ⎗ Haubrichs-Sprache_Identität : Haubrichs, Wolfgang. (2011). Ethnizität zwischen Differenz und Identität. Sprache als Instrument der Kommunikation und der Gruppenbildung im frühen Mittelalter. Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik. 164. 10-38. 10.1007/BF03379973.
- ⎗ R. Schmoeckel: Bevor es Deutschland gab : Reinhard Schmoeckel: Bevor es Deutschland gab, Bastei Lübbe, 2004. Aber Vorsicht: der Autor ist kein Historiker und liefert hier häufig eigene und nicht-belegte Interpretationen.
- ⎗ Schmidt - Geschichte dt. Sprache : Wilhelm Schmidt: "Geschichte der deutschen Sprache", 8. Aufllage, S. Hirzel Verlag, Stuttgart, 2000.
- ⎗ Wikipedia-Proto Norse language : https://en.wikipedia.org/wiki/Proto-Norse_language
, siehe Abschnitt 'Evolution' - ⎗ Wikipedia-Altfränkische-Sprache : Der folgende Link führt zu einer alten Wikipedia-Seite, die mittlerweile stark zusammengestutzt wurde. Der Grund ist scheinbar, dass die Ausführungen von dem Autor nicht belegt werden konnten. Die Angaben sind deshalb mit Vorsicht zu genießen, aber ich finde sie trotzdem interessant – insbesondere das Hörbeispiel zum altfränkischen Vaterunser ganz unten https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Altfr%C3%A4nkische_Sprache&stableid=178596097
- ⎗ Schmidt - Geschichte dt. Sprache : Wilhelm Schmidt: "Geschichte der deutschen Sprache", 8. Aufllage, S. Hirzel Verlag, Stuttgart, 2000.
- ⎗ Schmidt - Geschichte dt. Sprache : Wilhelm Schmidt: "Geschichte der deutschen Sprache", 8. Aufllage, S. Hirzel Verlag, Stuttgart, 2000.
- ⎗ Schmidt - Geschichte dt. Sprache : Wilhelm Schmidt: "Geschichte der deutschen Sprache", 8. Aufllage, S. Hirzel Verlag, Stuttgart, 2000.
- ⎗ Schmidt - Geschichte dt. Sprache : Wilhelm Schmidt: "Geschichte der deutschen Sprache", 8. Aufllage, S. Hirzel Verlag, Stuttgart, 2000.
- ⎗ Schmidt - Geschichte dt. Sprache : Wilhelm Schmidt: "Geschichte der deutschen Sprache", 8. Aufllage, S. Hirzel Verlag, Stuttgart, 2000.