Das Geldwesen und die Preise

Karl der Große führte eine Münzreform durch. In der Folge basierte die komplette Währung auf Silber (statt Gold).

Grundgröße war ein karolingisches Pfund ("Karlspfund" - ca. 408 Gramm) reines Silber - dieses wurde in 20 Solidi (deutsch: Schillinge) unterteilt und jeder Solidus / Schilling in 12 Denare (deutsch: Pfennig - von der "Pfanne", in der es geschlagen wurde). Wem Pfund, Schilling und Pfennig bekannt vorkommen (z.B. wegen zu häufigen Konsums von Jane Austen-Literatur): ja, diese Einheiten hatten tatsächlich bis in die Neuzeit Bestand, und England hatte genau diese Unterteilung bis zur "Decimization" im Jahr 1971 (by the way: auf einer Taxifahrt in London beschwerte sich ein Taxifahrer noch 2012 bei mir, dass die Decimization nur schlechtes mit sich gebracht hätte - nämlich höhere Preise - und dass deshalb auch andere Regeln aus der EU Mist seien undecided). Man sieht also, welchen auch geographisch weiten Einfluss dieses karolingische Münzsystem hatte.

Übrigens war auch die Mark ursprünglich eine Gewichtseinheit für Silber - ca. die Hälfte eines Karlspfundes.

Tatsächlich als Münze geprägt wurden lange Zeit nur die Denare/Pfennige - einer Münze von ca. 1,7 Gramm Gewicht. Wenn also die "Vikings" aus der (unauthentischen) Serie durch Kisten voller Silber pflügen, dann sind diese vermutlich voll mit Denaren.

Aus der Lex Ribuaria1 sind einige Preise überliefert. Diese stammen zwar bereits vom Anfang des 7. Jahrhunderts, aber es gab damals nur wenig Inflation. Allerdings muss man hier gut aufpassen, weil das Wort "Solidus" zwei verschiedene Bedeutungen hat: außer dem oben aufgeführten Silber-Solidus gab es schon seit dem Jahr 309 einen (Gold-) Solidus im Römischen Reich (übrigens wurde diese Münze zum allerersten Mal in Trier geprägt!), der aus 4,5 g Gold bestand. Ich gehe nach längerer Recherche davon aus, dass mit "Solidus" in der Lex Ribuaria nicht Silber-Solidus (= 12 Denare) sondern Gold-Solidus gemeint war. Zur Umrechnung zwischen beiden (siehe auch Infoquellen unten): scheinbar entspricht der Gold-Solidus 40 oder 36 Denaren. Es ist auch zu lesen, dass ein Silber-Solidus einer Gold-Tremisse (Münze zu 1/3 Gold-Solidus) entspricht, was wieder auf 36 Denare für einen Gold-Solidus hinausläuft. Vom Materialwert entspräche das: 36 Denare = 61,2 g Silber hat den Wert von 1 Gold-Solidus = 4,5 g Gold, also 13,6 Gramm Silber pro Gramm Gold (das passt ganz gut zu den historischen Wertverhältnissen Silber : Gold von 12 : 1 bis 16:1).

 
Ware

Gold-Solidi

= Denare*

  Buße für Tötung Gold-Solidi
Kuh 1 36   freier Franke 200
Ochse 2 72   Allemanne, Friese, Bayer, Sachse 160
Stute 3 108   Burgunder 160
Pferd 12 432   Römer 100
ungezähmter Falke 3 108   Bischof 900
gezähmter Falke 6 216   freier Priester 600
abgerichteter Falke 12 432   Diakon 300
Schild mit Lanze 2 72   Subdiakon 200
Schwert ohne Scheide 3 108   Geistlicher 100
Schwert mit Scheide 7 252   ungeborenes oder frisch neu geborenes 100
Brünne/Kettenhemd 12 432   Mutter samt Ungeborenem 700
verzierter Helm 6 216      
(gute) Beinschienen 6 216      

*wenn man 36 Denare pro Gold-Solidus annimmt

 

Teilweise etwas seltsame Preisgestaltung, finde ich. Ein Geistlicher (Mönch?) zählt also so viel wie ein Römer oder ein Neugeborenes.

 Die Synode von Frankfurt legte weiterhin Getreide- und Brotpreise fest:

 
Ware Denare   Ware Denare
1 Scheffel Hafer (78 Liter) 1   12 Laibe Brot (24 Pfund) 1
1 Scheffel Gerste 2      
1 Scheffel Roggen 3      
1 Scheffel Weizen 4      

(Allerdings habe ich auch die abweichende Angabe gefunden: 1 Denar = 25 Haferbrote = 20 Gerstenbrote = 15 Roggenbrote = 12 Weizenbrote (jeweils 2-pfündig) ). Was jetzt, wenn man nur 1 Laib Brot kaufen wollte? Ich weiß es nicht. Eine kleinere Münze als den Denar gab es erst unter Ludwig dem Frommen nach Karls Tod - die Obole (dt. "Halbpfennig"). Vielleicht konnte man kleinere Sachen ja mit kleinen Silberkörnern (Gran) bezahlen?

Weitere Infos gibt's bei Hiltibold, der auch folgende Preise listet:

 
Ware Denare   Ware Denare
1 Überrock aus Schaffell 12   1Widder 4-12
1 Pelzmantel aus Zobel 120   1 Schwein 12-15
1 kurzer Mantel 120   1 Stier 72
1 gefütterter Mantel 140   1 Sklave 170-360
1 Pelzmantel aus Marder oder Otter 360      
1 Mönchskutte 60      

 

Bitte aber o.a. Infos mit Vorsicht genießen. Bei meiner Recherche bekam ich den Eindruck, dass (a) vieles damals nicht unbedingt einheitlich geregelt war. So unterscheidet sich das Gewicht eines (Silber- oder Gold-) Pfunds zwischen 300 +x Gramm bei manchen Quellen und 400 +x Gramm bei anderen (wobei das Karlspfund aber auf jeden Fall ca. 408 g war). Auch die Einteilung in kleinere Münzen hängen scheinbar vom Zeitpunkt ab, aber auch welche Quelle konsultiert wird, z.B. habe ich schon folgende Einteilungen eines Pfunds in Solidi gesehen: 20, 21, 22 und 24. Wer sich gerne verwirren lassen möchte, kommt hier auf seine Kosten: http://www.hagen-bobzin.de/hobby/muenzwesen_frankreich.html

Karolingische Denar-Nachprägungen kann man übrigens auch erwerben - siehe hier:

 

References & Footnotes
  1. Lex Ribuaria : https://www.uni-trier.de/fileadmin/fb5/prof/ZIV002/WS08_09/RechtsgeschichteWS08_09/Volksrechte.doc
  2. Lex Ribuaria : https://www.uni-trier.de/fileadmin/fb5/prof/ZIV002/WS08_09/RechtsgeschichteWS08_09/Volksrechte.doc
  3. Münzverhältnisse in fränkischen Rechtsbüchern : Georg Waitz: "Ueber die Münzverhältnisse in den älteren Rechtsbüchern des Fränkischen Reichs", aus dem Jahre 1860 (sic), S. 230, https://www.zobodat.at/pdf/Abh-koeng-Gesellsch-Wiss-Goettingen_9_0221-0259.pdf

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